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14. August 2015

Norbert Kremer „Schalke“ (August 2015)

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Norbert „Schalke“ Kremer und der FC Eupen

Blau und Weiß sind seine Liebe

Dass er eigentlich Norbert mit Vornamen heißt, wird im üblichen Umgang mit seiner Person kaum wahrgenommen. Bekannt ist er eher unter dem Namen „Schalke“. Und damit weiß jeder, wer gemeint ist. Norbert Kremer ist ein feuriger Anhänger der Knappen aus Gelsenkirchen. Zufall oder nicht? „Schalke“ ist auch Mitglied und einer der eifrigen ehrenamtlichen Helfer des FC Eupen. Und der gleiche Zufall will es, dass seine beiden Lieblingsvereine die Farben Blau und Weiß tragen…

In früheren Jahren war er vor allem Begleiter und Delegierter der Jugendmannschaften, die von seinem Bruder Theo trainiert wurden. Seit dem vergangenen Jahr hat er sein Engagement im FC intensiviert und sich vorwiegend im Thekendienst verdingt.

Mit ihm führten wir im Rahmen der allmonatlich an dieser Stelle erscheinenden AMG-Talkrunde folgendes Gespräch.

 

Woher kommt eigentlich diese Liebe zu den Farben Blau und Weiß?

Unsere Familie ist immer fußballbegeistert gewesen. Mein Vater war – moderater – Fan von Bayern München, mein Bruder Theo des Hamburger SV. Schon als kleines Kind sagte ich immer „Schalke“, eigentlich unbewusst, ohne jeden Hintergedanken. Warum, weiß ich auch nicht. Ich war damals zu klein, um meine spätere Begeisterung für S04 wissentlich wahrzunehmen. Meine wirkliche  Leidenschaft für Schalke ist erst später erwacht.

 

Welche engeren Verbindungen hast du zum FC Schalke? Gehörst du zu den privilegierten Anhängern mit direktem Zugang zur Mannschaft oder gar zur Führungsetage?

Ich habe keinen privilegierten Zugang zur Mannschaft oder zur Vereinsführung. Spieler lernen wir nur dann persönlich kennen, wenn sie ihren Verpflichtungen gegenüber den Fanclubs durch Besuche nachkommen. Direkte Kontakte haben wir regelmäßig mit anderen Fanclubs, überwiegend in den Niederlanden, Flandern, Luxemburg, Österreich und natürlich in Deutschland. Der Fanclub Ostbelgien ist im Übrigen bei jeder Bezirksversammlung vertreten.

Unser Club wurde im November 1993 in der Kantine des …RFC Malmundaria gegründet. Als ich davon hörte, bin ich sofort Mitglied geworden. Der Fanclub Ostbelgien zählt augenblicklich 466 Mitglieder; es waren schon mal mehr als 500. Wir sind auch der einzige Fanclub, der in jeder Saison 50 Jahreskarten erhält. Wir sind damals Manager Rudi Assauer derart auf die Nerven gegangen, dass er uns dieses Kontingent auf Dauer bewilligt hat. 38 Dauerkarten sind jedes Jahr an Mitglieder vergeben. Sie besuchen alle Heimspiele. Die zwölf weiteren werden auf Nachfrage und jeweils für ein Spiel verteilt. Hinzu kommen noch die Spiele im DFB-Pokal und in den europäischen Wettbewerben, in diesem Jahr leider nur in der Europa-League und nicht in der Champions-League.

 

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Hinter der Theke seiner privaten Bar findet man neben zahlreichen Schalke-Fanartikeln auch einen Wimpel des FC Eupen (links oben)

 

Wie kamst du zum FC Eupen?

Aktiv war ich nur im Amateurfußball. Mein Bruder hingegen spielte im Verein. Angeheuert wurde ich durch Richard Gerngroß, der nicht locker gelassen hat, bis ich mich als ehrenamtlicher Helfer engagierte. Meinen Bruder Theo habe ich dann mehr als zehn Jahre lang als Delegierter begleitet.

Dieses Engagement endete aber, als ich die elterliche Landwirtschaft übernommen und geheiratet habe. Da fehlte die Zeit für den Fußball. Jugendspiele und die Spiele der 1. Mannschaft des FC Eupen habe ich aber regelmäßig geschaut. Und natürlich die Spiele des FC Schalke 04!

 

Was hat dich dazu bewegt, dich wieder mehr als ehrenamtlicher Helfer und vor allem im Thekendienst zu engagieren?

Als ich in Rente gegangen bin, hatte ich wieder mehr freie Zeit. In der aktuellen Phase der Neustrukturierung des Vereins hat Norbert Kohnen (Anm.: Kassierer des FC Eupen) mich gefragt, ob ich im Thekendienst aushelfen könnte. Außerdem wurde mir angetragen, die 1. Mannschaft als Delegierter zu begleiten. Das aber bedeutet, dass ich ständig zur Verfügung stehen muss. Diese Verpflichtung wollte ich nicht eingehen. Und der Thekendienst ist anstrengend genug. Dieser Dienst beschränkt sich ja nicht nur auf den Spielbetrieb, sondern endet bei privaten Feiern im Klubhaus oft genug in der späten Nacht oder am frühen Morgen…

 

Nach einigen etwas schwereren Jahren scheint der FC Eupen auf bessere Zeiten zuzusteuern. Wie beurteilst du die Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft des Vereins, nicht zuletzt der 1. Mannschaft?

Aus sportlicher Sicht ist der FC gut aufgestellt und hat das Potenzial aufzusteigen. Wobei ich sagen muss, dass die 3. Provinzklasse mit zahlreichen Derbys augenblicklich die reizvollere Serie ist, auch finanziell gesehen. Ich freue mich auf eine schöne Saison. Der sportliche Ehrgeiz endet aber meiner Ansicht nach in der P2. Die 1. Provinzklasse würden wir auf keinen Fall mit ausschließlich eigenen Spielern halten können. Das heißt, wir müssten wieder auswärtige Spieler transferieren, und das liegt nicht in der Philosophie des Vereins. Außerdem würden wir dafür großzügige Sponsoren benötigen, die es aber heutzutage nicht mehr gibt.

Durch die Zusammenarbeit mit der KAS Eupen werden möglicherweise unsere größten Talente dorthin gehen, mit Sicherheit aber auch wieder zu uns zurückkommen. Die Anforderungen und Ansprüche an Spieler und deren Familien sind bei einem Profiklub wesentlich höher als bei uns.

Ich habe zwar keine Einsicht in die finanzielle Lage des Vereins, glaube aber schon, dass wir uns so langsam wieder erholen.

Das größte Problem, das jeder Verein – und nicht nur wir – zu lösen hat, ist der Mangel an Personal. Leute finden, die ehrenamtlich arbeiten, wird immer schwerer.