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21. Juli 2015

Jean-Marie Jakubowski (Juli 2015)

Der neue Mann an der Spitze

Fünf Jahre lang blieb der FC Eupen ohne Führungsspitze, verwaltet von einem Gremium ohne Präsident. Seit den Vorstandswahlen 2014 führt nun mit Jean-Marie Jakubowski ein neuer Mann den Vorsitz im Verwaltungsrat. Der 47jährige  Eupener Notar ist seit 2006 Mitglied des Vereins und begleitete mehrere Jahre lang die 1. Mannschaft. Dem Verwaltungsrat gehörte er als Beisitzer an und brachte seine Erfahrungen aus der nächsten Nähe der Mannschaft, die es immerhin bis in die 1. Provinzklasse schaffte, in die Sitzungen des Vorstands ein.

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Im Zuge der kompletten Neuordnung im Führungsgremium entschied sich die Generalversammlung des vergangenen Jahres für die Besetzung des obersten Postens mit großer Mehrheit für den bis dahin eher im Hintergrund stehenden Jean-Marie Jakubowski.

Über seine bisherigen Erfahrungen als Führungsperson des inzwischen wieder aufstrebenden FC Eupen unterhielten wir uns im Rahmen des allmonatlichen AMG-Talks mit dem „neuen Mann an der Spitze“.

Wie erklären Sie sich, dass ein so großes Unternehmen wie der FC Eupen fünf Jahre lang ohne Führungsperson funktionieren konnte?

Der Titel wurde nicht vergeben, weil Karl-Heinz Klinkenberg (damals Sekretär des FC) diese Funktion in der Praxis ausgeführt hat. Er traf die Entscheidungen, die einem Präsidenten obliegen. Deshalb wurde in dieser Zeit die Präsidentenfrage nie gestellt. Dass der FC Eupen mehr als nur ein Verein, sondern ein großes Unternehmen ist, habe ich in der letzten Generalversammlung betont. Ein Präsident kann jedoch nicht alles regeln; zur Führung gehört eine ganze Mannschaft. Inzwischen leitet der von Aspire angestellte Mario Kohnen das Tagesgeschäft wie ein Profi.

Das Amt des Präsidenten ist nicht unbedingt das dankbarste. Weshalb haben Sie sich zur Wahl gestellt?

Dieses Amt ist wirklich nicht das attraktivste. Man hört viel Kritik und wird nie gelobt. Ich habe dieses Amt übernommen, weil der FC „mein“ Verein ist und weil ich diese Funktion aus Überzeugung ausfüllen möchte. Vor drei Jahren haben wir den FC wieder neu aufgebaut und den Vorstand neu besetzt. Der Verwaltungsrat hat mich vorgeschlagen, das Amt zu übernehmen. Nach den turbulenten Zeiten in 2013 mussten wir eine Lösung finden und hatten nicht viel Zeit zu überlegen.

Welche Bilanz ziehen Sie persönlich nach dem ersten Jahr in dieser Funktion?

Dieses erste Jahr war schwieriger als ich dachte. Weil wir mit einem negativen Bankkonto gearbeitet haben und nicht wussten, wie groß das „Loch in der Kasse“ war. Mit sehr viel Arbeitsaufwand und Disziplin haben wir es mittlerweile geschafft, den Verein zu reorganisieren. Wir sehen jetzt so langsam das Licht am Ende des Tunnels.

Sportlich geht es sowohl im Senioren- als auch im Jugendbereich andauernd bergauf. Mein Traum war es natürlich, direkt aufzusteigen. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Im Leben muss man auch geduldig sein können.

Als Präsident haben Sie sicher auch einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Zukunftspläne. Welche Prioritäten werden Sie setzen?

Der FC Eupen muss vor allem ein sozial ausgerichteter Verein bleiben, und das in jeder Hinsicht! Möglich ist das aber nur, wenn wir unterstützt werden, zum Beispiel seitens der Stadt im Bereich Infrastruktur. Dreitausend Spiele pro Jahr auf nur zwei Plätzen ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Finanziell müssen wir unbedingt wieder gesund werden.

Und sportlich sind die Ziele klar abgesteckt. Die 1. Mannschaft, die „Vitrine“ des Vereins, muss in die 2. Provinzklasse aufsteigen, denn dort gehört sie aufgrund ihrer Qualität hin. Die P3 liegt deutlich unter unserem derzeitigen Niveau.

Das oberste Ziel jeden Sportlers kann ja nur die Entwicklung nach oben bedeuten. Werden Sie bzw. der Verein alle Mittel einsetzen, um dem FC Eupen den Aufstieg in höhere Klassen zu ermöglichen?

Ich erinnere mich, als ich 2013 kurz vor Karneval mit Mario Kohnen ein Gespräch geführt und angeregt habe, Dominique Verdin zu kontaktieren und ihn zu einem Wechsel zum FC zu bewegen. Jetzt haben wir mit Alessio Krafft und Dean Vanaschen zwei weitere Leistungsträger verpflichten können. Jeder weiß, dass die allgemeine Stimmung steigt, so lange man gewinnt. Durch Erfolge kommt ein positiver Wind in den Verein. Wir werden alles Machbare tun, um so hoch wie möglich zu spielen. Unsere Ziele wollen wir aber nur mit Eupener Spielern und aus eigenen Kräften erreichen, so wie es die seit mehr als zehn Jahre praktizierte Philosophie des Vereins vorsieht. Wo die Reise hingeht, weiß allerdings niemand.