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23. Januar 2017

Frank Neumann (Januar 2017)

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Torhüter, Trainer und Geschäftsmann Frank Neumann

Eine Ikone aus der „echt Eupener Truppe“

Frank Neumann gehört zu jener Generation Spieler, die in den 80er und 90er Jahren vor allem mit der AS Eupen und in einer Mannschaft mit Oli Verdin, Günther Jungbluth, den Gebrüdern Müller, Pierrot Thissen und nicht zuletzt Frank Mockel, der 500 Spiele in der 1. Mannschaft bestritt, große Erfolge feierten.

Als Torhüter war der 1962 geborene Frank oft genug Rückhalt einer „echt Eupener“ Truppe, gemeinsam mit Spielern, die man auch noch in der dritten Halbzeit im Klubhaus „Penalty“ antraf und die zahlreiche Fußballfreunde begeisterten.

Nach seiner Karriere am Kehrweg spielte er für andere Vereine, darunter auch für den FC Eupen.

Und als er seine Fußballschuhe an den Nagel hing, brachte er seine langjährige Erfahrung im Fußballsport auch in mehreren Klubs als Trainer ein; auch in dieser Funktion wiederum für den FC Eupen.

Beruflich ist er Geschäftsführer eines Bekleidungsgeschäfts in der unteren Bergstraße und Mitinhaber eines Café-Restaurants am Marktplatz.

Mit ihm unterhielten wir uns im Rahmen der monatlichen Talkrunde „Dritte Halbzeit – Der Damian-Treff“.

Kannst du uns kurz deine Anfänge und deine Entwicklung als Fußballspieler schildern?

Ich habe in der Minimes-Mannschaft der AS Eupen begonnen. Préminimes gab es damals noch nicht. Zehn Jahre lang habe ich alle Altersklassen durchlaufen und stand mit 17 Jahren zum ersten Mal in der 1. Mannschaft in einem Spiel der 3. Division gegen Looi Sport, das 0:0 endete. Mit 26 Jahren habe ich nach vier Knie- und vier Handgelenkoperationen aufhören müssen. Hinzu kamen noch Rückenprobleme. Vier- oder fünfmal pro Woche trainieren und am Wochenende spielen, war nicht mehr möglich. Ich bin dann als Spielertrainer zum FC Eupen gewechselt unter der Bedingung, dass in „meiner“ Mannschaft keine Amateur- oder Hallenfußballer mitwirken dürfen. Diese Forderung wurde vom damaligen Vorstand unter der Leitung von Leo Leuther akzeptiert. Den Spielern habe ich dann die Wahl gelassen, sich zu beugen oder zu gehen. In diesem ersten Jahr haben wir in der 4. Provinzklasse zwei Spiele verloren und sind mit 17 Punkten Vorsprung aufgestiegen!

Wie siehst du im Rückblick die Zeit mit der AS Eupen in den Nationalklassen?

Die AS ist der „Verein meines Herzens“. Ich bin dort seit 46 Jahren Mitglied. Nach meiner sportlichen Karriere habe ich die 1. Mannschaft am Kehrweg dreimal trainiert, einmal in der Promotion und zweimal in der 2. Division. Außerdem gehörte ich der sportlichen Leitung des Vereins als so genannter Scout an. Meine Aufgabe bestand darin, Spieler zu sichten, zu kaufen oder – wenn möglich mit Gewinn – zu verkaufen. Angeworbene neue Spieler mussten den Durchbruch schaffen oder waren für uns nicht geeignet.

Heute habe ich viel Abstand zum Fußball, verfolge aber noch mit großem Interesse die Entwicklung der AS und des FC Eupen.

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Mit welchen Ereignissen oder Spielen verknüpfst du die schönsten Erinnerungen?

Höhepunkte waren zweifellos die 80er Jahre mit vielen Eupener Spielern. Das waren richtige Kumpels, mit denen wir zwar hart gearbeitet haben, aber auch „dritte Halbzeiten“ feiern konnten. Unsere Treffen, beispielsweise Spaghetti-Essen waren schöne Abende. Heute sind diese außersportlichen Aktivitäten eher eine Last.

In dieser Zeit waren wir alle beste Freunde, auf die man zählen konnte. Mit sehr viel Fleiß haben wir viel erreicht. Und alle, die ich kenne, haben auch im Privatleben ihren Weg gemacht.

Im Grunde habe ich das große Glück gehabt, Guillaume Rox kennen zu lernen. Ohne ihn hätte ich niemals in der 1. Mannschaft gespielt. Er war nicht nur sportlich ein wertvoller Begleiter, sondern auch außerhalb des Sports ein menschliches Vorbild.

In der Bilanz würde ich sagen, dass Zufriedenheit, mit dem was man schafft, der größte Reichtum ist.

Und nicht zuletzt bin ich dankbar, dass ich durch den Fußball viele Leute kennengelernt habe.

Besonders gerne erinnere ich mich an den Aufstieg von der Promotion in die 3. Division unter der Leitung von Claude Siemianow und Pierrot Schmitz. In Erinnerung geblieben sind auch Spiele gegen namhafte Klubs mit Spielern mit Hrubesch oder Scifo. Oder die zahlreichen Jugendturniere, wie beispielsweise in Dänemark.

Welche Beziehungen hattest und hast du zum FC Eupen?

Sowohl als Spieler wie auch als Trainer war ich beim FC. Seltsamerweise ist mir der …Abstieg von der 1. In die 2. Provinzklasse besonders in Erinnerung. Die Mannschaft war zu schwach für die P1, hat aber als geschlossene Einheit in jedem Spiel alles gegeben. Das hat mir imponiert!

Man hat immer gesagt, die Reserve der AS sollte die 1. Mannschaft des FC sein. Im Kräfteverhältnis wäre das auch richtig. Heute verfügt der FC über eine sehr gute Mannschaft, über deren Entwicklung ich sehr froh bin. Die jüngsten Erfolge sind nicht zuletzt dank Trainer Mario Kohnen zustande gekommen. Er ist ein kluger Taktiker und arbeitet emotional. So war ich auch immer!

Bemerkenswert ist auch, dass rund 400 Jugendliche beim FC eine tolle Ausbildung erfahren.

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Sieht man dich noch als Zuschauer bei Spielen der beiden Eupener Vereine?

Wenn ich Zeit habe – und das ist leider nur selten der Fall –besuche ich Spiele der AS oder des FC. Auf jeden Fall suche ich in der Presse zuerst die Ergebnisse beider Vereine.

Fußball schaue ich aber viel lieber ganz alleine und beobachte vor allem, wie die Trainer arbeiten.

Zum Schluss noch deine Einschätzung zur Entwicklung der AS und des FC in den letzten und in den kommenden Jahren.

Die Zukunft beider Vereine sehe ich positiv. Die AS wird sich einen Platz in der 1. Division sichern und der FC gehört in die 1. Provinzklasse; beim FC wird eine gute Jugendarbeit geleistet, die sich langfristig bezahlt machen wird. In einem Nachwuchspotential von 400 Kindern muss sich die Qualität durchsetzen. Allgemein gilt aber, dass man durch ein gutes Mannschaftsniveau, egal in welcher Klasse, vieles wettmachen kann.

Feststellen möchte ich, dass die positive Entwicklung beider Vereine, insbesondere der AS, für viele Menschen schon als völlig normal angesehen wird. Heute Abend (das Interview wurde am 18. Januar geführt) bestreitet die AS das Halbfinale im Landespokal! Für viele ganz selbstverständlich! Die Leute haben den Bezug zur Realität verloren. Bei Fernsehübertragungen von AS-Spielen erfährt Eupen die beste denkbare Werbung. Das ist unbezahlbar!

Und schließlich möchte ich noch die sehr wichtigen Nebenaspekte des Sports erwähnen: Kinder und Jugendliche dürfen einfach spielen, erfahren eine Ausbildung und eine Erziehung in einem gesellschaftlichen Umfeld, lernen, Spielregeln zu beachten und sammeln Werte im Sozialbereich. Auch das ist unbezahlbar!