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18. Juni 2015

Mario Kohnen (Juni 2015)

DSC_5956_1000XSteckbrief

Mario Kohnen (7. Oktober 1986)

28.10.1993          Anmeldung beim FC Eupen

1998-1999           Aufstieg mit den Minimes in die Provinzialserie

1999-2000           Aufstieg mit den Kadetten in die Provinzialserie

2000-2001           Provinzmeister mit den Kadetten

14.08.2002          erstes Training als Trainer (Preminimes-Mannschaft)

2002-2003           Belgischer Meister mit der Scolaires Mannschaft des FC Eupen

01.07.2004          Wechsel nach RFC Goe

Oktober 2004    erster Kreuzbandriss

Juli 2005               Comeback auf dem Platz

01.07.2006          Wechsel zum RFC Raeren

01.07.2007          Wechsel zum FC Olympia Recht

01.07.2008          Erneuter Wechsel zum RFC Raeren

2008-2009           Abstieg mit RFC Raeren in die 3. Provinzklasse

2009-2010           Aufstieg mit dem RFC Raeren in die 2. Provinzklasse und Provinzpokalsieger mit RFC Raeren

2011-2012           Aufstieg mit dem RFC Raeren in die 1. Provinzklasse

August 2012       zweiter Kreuzbandriss und schwere Knieverletzungen

April 2013            Comeback auf dem Platz

Sept 2013            Karriereende wegen anhaltenenden Knieproblemen

Januar 2014        erste Trainerstation in der ersten Mannschaft bei Union Walhorn (3. Provinzklasse + Klassenerhalt)

01.07.2014          Trainer der ersten Mannschaft FC Eupen (3. Provinzklasse + Aufstiegsrunde)

 

Vergangenheit und Zukunft des FC Eupen aus der Sicht von Trainer Mario Kohnen

Mit Beginn der vergangenen Saison hat Mario Kohnen die sportliche Leitung der 1. Mannschaft des FC Eupen übernommen und vor allem mit Nachwuchsspielern aus den eigenen Reihen eine jetzt schon schlagkräftige Mannschaft geformt. Auch alle Konkurrenten bescheinigten den Blau-Weißen ein spielerisch hohes Niveau. Der heimlich ins Auge gefasste Aufstieg in die 2. Provinzklasse gelang allerdings (noch) nicht, weil der FC hinter der athletischen Mannschaft des AC Hombourg (A steht für Athletic…) als Tabellenzweiter zwar an der Aufstiegsrunde teilnehmen durfte, dort aber bereits im ersten Endrundenspiel im Elfmeterschießen scheiterte.

Mit dem schon als Jugendtrainer erfolgreichen Übungsleiter führten wir am Ende der Saison ein Gespräch im Rahmen der AMG-Talkrunde.

Wie fällt deine Bilanz der Meisterschaft 2014/2015 aus?

Die Bilanz fällt überwiegend positiv aus, auch wenn der verpasste Aufstieg über die Aufstiegsrunde natürlich noch sehr schmerzt. Man darf jedoch die Ziele zum Start der Saison nicht vergessen. Unser Ziel war es damals, nach dem Abstieg eine junge, gute und hungrige Mannschaft aufzubauen, die attraktiven Fußball bieten sollte. Wir wollten keine Sorgen haben und haben uns gewünscht, in irgendeiner Form in die Aufstiegsrunde zu kommen. Nach den ersten Spielen hat man schnell gemerkt, dass diese Mannschaft gefestigter ist als man vermuten konnte; immerhin waren „nur“ noch 10 Spieler der letzten Saison im Kader und es galt 12 neue Spieler zu integrieren. Vom Menschlichen hat die Mannschaft sofort zusammengefunden. Es galt dann die Mannschaft auch fußballerisch zu formen und zusammenzuführen. Ich denke, das ist uns sehr gut gelungen zur Halbzeit der Saison. Nachdem man dann ein ganzes Jahr oben mitgespielt hat und auch in beiden Begegnungen gegen den Aufsteiger Hombourg mehr als gut  ausgesehen hat, wurde der Appetit naturgemäß größer. Die Aufstiegsrunde haben wir uns natürlich anders vorgestellt, aber auch recht unverdient verloren, aber so ist Fußball. Wir sind jedoch stolz auf das Erreichte und sehr zufrieden, immerhin haben wir dieses Jahr mit einer sehr jungen Mannschaft oftmals in den Spielen den Ton angegeben und haben schlussendlich einen 2. Tabellenplatz mit 12 Punkten Vorsprung auf den 3. Tabellenplatz erreicht, was ein tolles Ergebnis ist.

War der Aufstieg in die 2. Provinzklasse ein realistisches Ziel, und woran ist der durchaus mögliche Erfolg – auf die gesamte Saison gesehen – gescheitert?

Ja durchaus war es ein realistisches Ziel, wobei ich sagen muss, dass wir mit der Zeit erst wirklich erkannt haben, dass wir dran sind. Wir haben es Hombourg bis zum Schluss schwer gemacht und ich glaube, wenn die Saison drei Spieltage länger gedauert hätte, wäre noch mehr möglich gewesen. Wir haben den ganz großen Wurf nicht geschafft, weil wir in den sogenannten leichteren Spielen einfach zu viele Punkte liegen gelassen haben. Vielleicht fehlte uns aber auch in diesem Jahr einfach dieser letzte Killerinstinkt, um „das Ding nach Hause zu fahren“. Sicherlich ein Wendepunkt war das Rückspiel in Hombourg, wo ich damals schon gesagt habe, das hat uns die Meisterschaft gekostet. Wir lagen hochverdient 2:1 vorne (Hinspiel 2:0 gewonnen) und bekommen in der 94. Spielminute einen Elfmeter gegen uns gepfiffen. Später haben sich alle Funktionäre bei mir entschuldigt. Wenn wir dieses Spiel gewonnen hätten, wären wir 3 Punkte rangekommen, und ich bin der festen Überzeugung, dass wir Hombourg dann überholt hätten. Dies war sicherlich ein Wendepunkt, jedoch haben wir zu viele Punkte vor der Winterpause liegen gelassen. Die Rückrunde nach der Winterpause war überragend. Das Scheitern in der Aufstiegsrunde im Elfmeterschießen ist auch immer etwas Pech, da wir dieses Spiel in der kompletten 2. Halbzeit vollkommen dominiert haben und der Anschlusstreffer zu spät gefallen ist.

Ist der Einbau einer Vielzahl von jungen, das heißt auch unerfahrenen Spielern ein Risiko, das du im Hinblick auf die unmittelbare Zukunft in Kauf nehmen musst?

Ich weiß nicht, ob man da von Risiko sprechen soll oder darf. Mir macht es unheimlich Spaß, mit jungen und hungrigen Spielern zu arbeiten, die eine Entwicklung nehmen können und die ich noch aktiv beeinflussen kann in ihrer Spielweise und Charakterentwicklung. Da nehme ich gerne in Kauf, dass auch mal ein Spiel in die Hose geht, weil ein junger Bursche eine falsche Entscheidung getroffen hat. Man muss halt immer die richtige Mischung haben, von jungen Spielern, erfahreneren Spielern und auch 2-3 älteren Spielern, die Ruhe bewahren können. Diese Mischung zu finden, ist nicht immer einfach, aber das haben wir dieses Jahr gut hinbekommen. Ich glaube auch, dass wir in diesem Bereich im kommenden Jahr noch besser aufgestellt sind. Man muss den jungen Spielern Fehler eingestehen, so entwickeln sie sich weiter. Und ich bin der Überzeugung, dass sie dir das Vertrauen als Trainer in einem Spiel  X zurückzahlen, wenn du gar nicht damit rechnest. Für mich sind junge Spieler das Kapital eines jeden Vereins, und damit sollte man versuchen, gut umzugehen.

Ist mit der Verpflichtung von Alessio Kraft und Dean Vanaschen eine so genannte Rückkehraktion von Spielern, die in früheren Jahren im FC ausgebildet wurden und dann in anderen Vereinen erfolgreich waren, eingeleitet worden?

Erstmals sind wir sehr froh, die beiden Jungs wieder bei uns im FC Eupen spielen zu sehen, weil wir der Auffassung sind, dass sie uns nicht nur fußballerisch weiterbringen, sondern auch charakterlich erstklassige Jungs sind. Ich kann aber sagen, dass wir in Zukunft weiterhin mit unseren Jugendspielern arbeiten und schon die nächste Generation in den U19 kommendes Jahr ins Auge fassen werden, um möglichst viele in den Seniorenbereich einzubauen. Es wird vielleicht immer der eine oder andere Spieler ins Auge gefasst, aber unsere Jugendspieler haben Priorität, was ja auch damit bewiesen wird, dass wir dieses Jahr drei U19-Spieler in der P3 hochgezogen haben und kommendes Jahr zwei  weitere folgen werden, ohne die große Anzahl an Spielern in der P4 nicht zu vergessen, welche ebenfalls noch U19 spielen können. Wir sind und bleiben ein Ausbildungsverein, der gerne mit jungen Spielern arbeitet und damit in Zukunft auch größtmöglichen Erfolg feiern möchte.

Früher galt die 2. Provinzklasse als attraktives Sammelbecken ostbelgischer Vereine und damit als anstrebenswertes Ziel. Inzwischen scheint aber die 3. Provinzklasse wesentlich attraktiver im Hinblick auf regionale Begegnungen. Ist ein Verbleib in der P3 nicht interessanter?

Das muss man eventuell aus zwei Sichten sehen. Aus Sicht des Kassierers ist die 3. Provinzklasse mit ihren vielen Derbys und tollen Begegnungen mit Sicherheit interessanter, aber aus Sicht des Vereins wird immer ein höherer sportlicher Erfolg angestrebt. Aus Sicht der Mannschaft und des Trainers  kann es nicht hoch genug gehen, das liegt in der Natur der Dinge. Für eine Entwicklung einer jungen Mannschaft ist ein Start in der 3. Provinzklasse nicht unbedingt ein Nachteil, weil dort einige junge Spieler Selbstvertrauen tanken können und etwas ohne Druck spielen dürfen, was in den höheren Klassen schnell hinzu kommt, da das Leistungsniveau auch stärker wird. Der FC Eupen möchte aber mittelfristig wieder in die 2. Provinzklasse, weil dort dieser Verein auch einfach hingehört und man dort den nächsten Schritt als junger Spieler machen kann. Ein weiteres Ziel könnte dann später der angestrebte Aufstieg der 2. Mannschaft in die 3. Provinzklasse sein, dann wäre man sehr gut aufgestellt, auch wenn es nicht so ganz einfach ist, die sogenannten „B“-Mannschaften in der 3. Provinzklasse zu halten. Aubel ist aber ein gutes Beispiel dafür, dass es sehr wohl geht, wenn man sich richtig aufstellt.

Welche konkreten Maßnahmen wurden ergriffen, um einen mittel- oder gar kurzfristigen Anlauf auf höhere Ziele zu nehmen?

Der Verein befindet sich seit zwei Jahren in einem großen Umbruch, und es tut sich unwahrscheinlich viel, weil auch unzählige Leute wieder richtig Gefallen an der ersten Mannschaft und den Verein FC Eupen gefunden haben. Man muss nun darauf achten, dass man nicht zu große Schritte macht und auch immer weiter im Tritt bleibt. Es gibt viele Dinge, die sehr gut vorangehen. Angefangen mit dem Sponsoring und den Partnerschaften, wo einfach sehr gute Arbeit gemacht wird und z.B. mit der Bandenwerbung um den Platz, wo innerhalb von einem Jahr der komplette Platz wieder fast geschlossen wurde (die komplette Seite Judenstraße ist in Produktion). Ohne diese Partnerschaften und weitere Partnerschaften im Jugend- und Seniorenbereich auf der Internetseite kann man keine höheren Ziele erreichen. Weiter geht es mit der Internetseite, die wirklich toll aufgebaut ist und wo diesen Sommer weitere Arbeiten vorgenommen werden, um dann auch die Jugend mit einzubinden. Dann werden alle unsere Mannschaften (30 an der Zahl!) von der ersten Mannschaft bis zu den Einsteigern von Heinz Treinen mit neuen identischen Trikots ausgestattet, was die Identifikation mit dem Verein und der ersten und zweiten Mannschaft fördern soll. Durch tolle Partnerschaften haben wir es geschafft, im kommenden Jahr die erste und zweite Mannschaft komplett auszustatten; in dieser Hinsicht wird kein Wunsch offen bleiben. Wir versuchen auch, innerhalb der Seniorenabteilung immer professioneller zu arbeiten, neue Strukturen und Ideen werden geboren und umgesetzt. Ich denke, wir befinden uns in einer tollen Entwicklung und der Verein lebt wieder; das hat definitiv das Abschlussfest am letzten Mai-Wochenende gezeigt, wo ich tolle Gespräche führen konnte, mit Begeisterten und auch kritischen Mitgliedern. Ich denke, der eingeschlagene Weg ist gut, man muss nur kritisch mit sich selber bleiben und alles immer wieder hinterfragen.

(Bildquelle : Grenz-Echo)